Religiöse Feste und Brauchtum im Islam
aus Wikipedia
1. Religiöse Feste
Ramadan
Der Ramadan, (arabisch "der heiße Monat"), ist der neunte Monat des islamischen Mondkalenders und der islamische Fastenmonat.
Grundlagen
In diesem Monat des Fastens (arabisch saum) sind gemäß dem Koran tagsüber, das heißt zwischen Anbruch der Morgendämmerung und dem Sonnenuntergang, leibliche Genüsse wie die Aufnahme von fester und flüssiger Nahrung, das Trinken von Wasser, der Geschlechtsverkehr und auch das Rauchen verboten. Des Weiteren hat die fastende Person darauf zu achten, dass sie keinen Streit mit ihren Mitmenschen beginnt, nicht lügt, lästert usw. Die Sufis (islamische Mystiker) kennen noch weitere Stufen, wie beispielsweise darauf zu achten, dass man keine schlechten Gedanken hat und dass man an nichts anderes als an die Wahrheit denkt.
Da der islamische Kalender ein reiner Mondkalender ist, wandert der Ramadan allmählich durch die Jahreszeiten und beginnt nach westlichem Kalender jedes Jahr ungefähr elf Tage früher als im vorhergehenden. Nach etwa 33 Jahren ist er einmal durchs ganze Sonnenjahr gewandert. Die Festlegung der Daten für Beginn und Ende des Fastenmonats und somit auch die Umrechnung auf den Gregorianischen Kalender wird bei manchen Rechtsschulen nicht nur von der astronomischen Rechnung, sondern auch von der tatsächlichen Sichtung des Neumonds abhängig gemacht. Dies führt dazu, dass nicht alle Muslime den Ramadan genau gleichzeitig beginnen und beenden, und dass die genaue Festlegung für manche Muslime oft erst am Vorabend des Beginns oder Endes des Monats möglich ist. Das Ende des Ramadan wird mit dem Fest des Fastenbrechens (arab.: Id al-fitr, türk.: Şeker Bayramı - Zuckerfest) zelebriert, das Millionen Moslems in aller Welt feiern. Das Fastenbrechenfest und das Opferfest sind die beiden Hauptfeste im Islam. Sie sind für alle islamischen Rechtsschulen und Völker verbindlich und richten sich nach dem islamischen Mondkalender.
Geographische oder wetterbedingte Gegebenheiten können bewirken, dass die Festlegung global gesehen um einen, manchmal auch um zwei Tage variiert. Beispielsweise lässt sich der Neumond in der Arabischen Wüste leichter beobachten als in Nordeuropa, in flachem Gelände leichter als in stark gebirgigem, bei wolkenlosem Himmel leichter als bei starker Bewölkung, und im westlichen Marokko oft schon einen Tag früher als im östlichen Indonesien.
Auslegung
In der Nacht, nach dem Fastenbrechen, können Festlichkeiten begangen werden, und das geschieht auch meist. Auch werden nachts oft besonders üppige Speisen serviert. Insgesamt unterscheidet sich der Charakter des islamischen Fastens sehr stark vom christlichen, buddhistischen und hinduistischen Fasten, die einander eher ähneln. Täglich findet eine Koranlesung statt und es werden religiöse Andachten gehalten, teilweise wird dabei der gesamte Koran in seinen 30 Teilen auf die 30 Tage verteilt und so während des Ramadan einmal komplett rezitiert. Den Höhepunkt bilden die letzten Nächte des Ramadan, in denen die "Nacht der Vorherbestimmung" -- arabisch Lailatul Qadr -- liegt, in der Muhammad die ersten Verse des Koran empfangen haben soll (deren genaues Datum ist allerdings nicht überliefert).
Die Fastenzeit wird mit dem Fest des Fastenbrechens am 1. und 2. Schauwal, dem dem Ramadan nachfolgenden Monat, beendet. Die Begehung des Fastenmonats Ramadan gehört mit zu den fünf Grundpflichten, den fünf Säulen, im Islam.
Frauen, die ihre Menstruation haben, fasten nicht. Menschen auf Reisen sowie Personen, die Medikamente einnehmen müssen, ist es frei gestellt, ob sie fasten oder nicht. Gänzlich vom Fasten befreit sind Kinder und Menschen mit schweren körperlichen Gebrechen.
Da während des Fastens ein besonders religiöses Leben geführt wird, machen sich das in islamischen Ländern einige Leute zunutze, um auf ihre angebliche Bedürftigkeit hinzuweisen. Beispielsweise reisen eigens zu diesem Zweck Ausländer in die Vereinigten Arabischen Emirate ein, um bei den Bewohnern an der Haustür oder an belebten Plätzen Geld zu erbetteln. Die Regierung versucht das allerdings durch strenge Grenzkontrollen, eine zweiwöchige Haftstrafe mit anschließender Abschiebung und Einreiseverbot, sowie Informationskampagnen in der Bevölkerung zu unterbinden.
Während der Zeit des Ramadan wird in arabischen Ländern deutlich mehr an Lebensmitteln gekauft und zubereitet als gegessen werden kann. Die Folge daraus ist ein durchschnittlich doppelt so hohes Müllaufkommen mit erhöhtem Einsatz der Müllabfuhr. Die Lebensmittelpreise steigen in der Regel während des Ramadan, was von einigen Händlern durch geschickte Verknappung des Angebotes weiter angetrieben wird. Von islamischen Geistlichen wird diese Entwicklung oft kritisiert.
Das Fasten im Monat Ramadan hat Folgen für die Leistungsfähigkeit der Fastenden während dieser Zeit. Wer eine Arbeit ausübt, bei der kleine Unaufmerksamkeiten große Gefahren bedeuten können - etwa Kraftfahrer oder manche Maschinenbediener -, sollte ein Arrangement mit seinem Arbeitgeber und seinem Geistlichen finden; vielleicht kann man die Arbeit mit einem Kollegen tauschen oder das Fasten verschieben oder ein wenig lockern.
Außerdem sind die Mahlzeiten, die nachts während des Fastenbrechens verzehrt werden, meistens recht fett- und zuckerhaltig, was sich negativ auf die körperliche Gesundheit der Fastenden auswirken kann.
Vorschrift im Koran
Der Koran äußert sich folgendermaßen zum Ramadan: Der Monat Ramadan ist es, in dem der Koran herabgesandt wurde als Rechtleitung für die Menschen und als deutliches Zeichen der Rechtleitung und der Unterscheidungsnorm. Wer von euch nun in dem Monat anwesend ist, der soll in ihm fasten. Und wer krank ist oder sich auf einer Reise befindet, für den gilt eine Anzahl anderer Tage. Gott will für euch Erleichterung, Er will für euch nicht Erschwernis, und dass ihr die Zahl (der Tage) vollendet und Gott dafür hochpreiset, dass Er euch rechtgeleitet hat, und dass ihr wohl dankbar werdet. (Der Koran, Übersetzung von Adel Theodor Khoury, 2. Sure, Vers 185)
Zur Dauer des täglichen Fastens steht im Koran: ... Und eßt und trinkt, bis ihr in der Morgendämmerung einen weißen Faden von einem schwarzen Faden unterscheidet. Dann haltet das Fasten streng bis zur Nacht. ... (Der Koran, Übersetzung von Max Henning, Überarbeitet von Murad Wilfried Hofmann, 2. Sure, Vers 187)
Der weiße und schwarze Faden sind nicht wortwörtlich zu nehmen, sondern stellen vielmehr eine bildliche Umschreibung des Beginnes der Morgendämmerung dar. Die Horizontlinie ist die Grenze an der Himmelsgewölbe und Erdenrund scheinbar einander berühren. Zu Beginn der Dämmerung zeichnet sich die dunkle Erde gegen den dahinter liegenden, leicht erhellten Himmel ab. Da die Dämmerung sich anfangs in einer schmalen Linie horizontal ausbreitet, kann man diese als weißen Faden über dem schwarzen Faden, der die Erde repräsentiert, darstellen.
Beginn des Ramadan
Wie das Gebet (arabisch salat) oder die islamische Pilgerfahrt (arabisch hadsch) beruht der Beginn und das Ende des Monats Ramadan auf festgelegten Zeiten. In der Sunna findet sich folgende Überlieferung: `Abdullâh Ibn `Umar berichtet: Der Prophet (Friede sei mit ihm) erwähnte den Ramadan und sagte: Fastet nicht, bevor ihr die Mondsichel [arabisch Hilâl] seht, und brecht das Fasten nicht ab, bevor ihr sie [die Mondsichel] seht. Und wenn sie [von Wolken] bedeckt ist, sollt ihr sie berechnen. (nach Bukhâriyy).